Leonardo Da Vinci: Künstler, Erfinder, Anatom, Mechaniker und Naturphilosoph

Der Künstler

Leonardo Da Vinci ist heute vor allem durch seine Gemälde – wie der „Mona Lisa“, der „Felsgrotten Madonna“ oder dem Fresco „Das letzte Abendmahl“ – weltberühmt. Doch neben seiner Malerei hat er sich intensiv der Wissenschaft und technischer Erfindungen gewidmet und seine Beobachtungen und Ideen in zahllosen Skizzenbüchern festgehalten.

Das Universalgenie

Wie funktioniert das menschliche Herz? Wie kann man verhindern, dass ein Schiff nach einer Kollision sofort sinkt? Wie genau bewegt sich das Wasser in einem Strudel? Nur drei der vielen Fragen, die Leonardo Da Vinci vor 500 Jahren umtrieben, festgehalten in Skizzen und schriftliche Ausführungen zu Themen wie Biologie, Anatomie, Technik, Waffentechnik, Wasserwirtschaft und Architektur. Außerdem entwarf Leonardo Da Vinci Bauwerke, monumentale Skulpturen und technische Anlagen. Besonders bedeutsam sind seine sehr genauen anatomischen und naturwissenschaftlichen Zeichnungen. Damit legte er den Grundstein für zahlreiche Entdeckungen und Erfindungen, deren Weiterentwicklung uns heute wie selbstverständlich begleiten.

Bionik

Bereits 1505 machte Leonardo da Vinci Aufzeichnungen über den Vogelflug – und beschrieb damit etwas, das die moderne Bionik heute noch auszeichnet: das Studieren und Erkennen von Naturphänomenen und eine mögliche Umsetzung dieser Erkenntnisse in die Technik. Der geniale Künstler und Wissenschaftler untersuchte den Flügelschlag von Vögeln und entwarf daraufhin bewegliche „Schlagflügel“.

Leonardos Traum vom Fliegen

Zu dieser Zeit ließ Leonardo am Monte Ceceri bei Fiesole, in der Nähe von Florenz, auch Flugübungen mit einem Segelfluggerät durchführen. Die Versuche scheiterten, und er notierte in seinem Manuskript „Kodex über den Vogelflug“, dass sich sein Assistent Tommaso Masini dabei ein Bein oder einige Rippen brach.

Bis dahin hatte Leonardo schon eine ganze Reihe von Fluggeräten konstruiert: Gleitflieger, ein Fluggerät mit Luftschraube (einem Vorläufer des modernen Helikopters) und eine Art Fallschirm, der jedoch nicht rund, sondern spitz geformt war. Experten waren überzeugt, dass dieses pyramidenförmige Gebilde aus Holz und Segeltuch niemals fliegen könne. Der Brite Adrian Nicholas und sein Team wollten es genau wissen: sie bauten den Fallschirm im Jahr 2000 anhand von Leonardos Originalzeichnung nach und testeten ihn in 3.000 Metern Höhe. Er segelte sicher und sanft zu Boden und bestätigte so die Praxistauglichkeit der 500 Jahre zuvor von Leonardo gezeichneten Idee.

Proportionen: Der Homo ad circulum

Auf der Suche nach der idealen Proportion hat der römische Architekt Vitruvius im 1. Jh. vor Christus den menschlichen Körper vermessen. In seiner Schrift über die Architektur schreibt er:
„Den Körper des Menschen hat die Natur so geformt, daß das Gesicht vom Kinn bis zum oberen Ende der Stirn und dem unteren Rand des Haarschopfes 1/10 beträgt, die Handfläche von der Handwurtzel bis zur Spitze des Mittelfingers ebensoviel der Kopf vom Kinn bis zum höchsten Punkt des Scheitels 1/8. Vom unteren Teil des Kinns aber bis zu den Nasenlöchern ist der dritte Teil der Länge des Gesichts selbst, ebensoviel die Nase von den Nasenlöchern bis zur Mitte der Linie der Augenbrauen. Von dieser Linie bis zum Haaransatz wird die Stirn gebildet, ebenfalls 1/3.“

So wie viele Künstler, Mathematiker und Architekten der Renaissance befasste sich auch Leonardo mit der Vitruvianischen Proportionslehre und illustrierte sie mit seinem berühmten „Homo ad circulum“. Allerdings gelang es nur ihm, die Überlagerung von Kreis und Quadrat so aufzulösen, dass eine harmonisch proportionierte Gestalt entstand. Mit seiner weltberühmten Zeichnung bewies Leonardo da Vinci die These des antiken Architekten, dass der aufrecht stehende Mensch sich sowohl in die geometrische Form des Quadrates als auch des Kreises einfügen kann.

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